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Copyright: Sugar LaVerne

Ich habe einen Traum, auch wenn das vielleicht etwas hochgestochen klingt.
Meine Partnerin und ich erwarten bald unser erstes Kind. Und dieses Kind soll in einer komplett inklusiven Gesellschaft aufwachsen. Einer Gesellschaft ohne Barrieren und Schranken.
Diesen Traum möchte ich mit euch verwirklichen!

Stellt Euch eine Gesellschaft vor, in der es keine Rolle spielt, ob ein Mensch im Rollstuhl sitzt oder auf seinen Beinen steht. Stellt euch eine Gesellschaft vor, in der es vollkommen egal ist, wie ein Mensch seine Umgebung wahrnimmt!
Stellt euch eine Gesellschaft vor, in der Menschen keine Angst haben müssen, mit einer psychischen Erkrankung gebrandmarkt zu werden oder gar, wie hier in Bayern, mit fadenscheinigen Begründungen in die
Psychiatrie gesperrt zu werden.

Es sollte keine Frage sein, ob Veranstaltungen wie diese hier barrierefrei sein sollten – sie sind es einfach. Gebärdendolmetscher*innen sind die Regel und nicht mehr nur die Ausnahme. Es gibt Fahrdienste, die die Menschen abholen. Programme werden ebenso in Blindenschrift veröffentlicht.

In Schulen gibt es keine Unterschiede mehr. Kinder dürfen einfach Kinder sein, ohne bereits in jungen Jahren an den Rand der Gesellschaft gedrängt zu werden. Es gibt kleine Klassen, in denen alle gemeinsam lernen und voneinander profitieren können. Mehr Lehrer*innen ermöglichen die bessere Betreuung aller Schüler*innen! Die Schulen sind gut ausgestattet
und werden allen Bedürfnissen gerecht. Schranken, die bereits im Kindesalter gezogen werden, weil jemand “anders” ist, existieren nicht mehr.

Auch der öffentliche Nahverkehr ist barrierefrei. Es gibt stufenlose Einstiege, Fahrstühle und taktile Leitsysteme an allen Stationen. Akustische Ampeln sind selbstverständlich, ebenso wie abgesenkte Bordsteine. Die Fußgänger*innen bekommen immer Vorrang vor dem Auto.
Ich möchte, dass mein Kind in einer solchen Welt aufwächst. Ihr nicht auch?
Doch was müssen wir tun, um unseren Traum zu verwirklichen? Was müssen wir verändern, was anders machen, wo vielleicht ganz neue Wege denken?

Wir könnten alles machen wie bisher, aber… Es bringt uns nichts. Es bringt uns einfach nichts, wenn alte, weiße, männliche Abgeordnete in München, die in ihrem Leben nie Diskriminierung oder Benachteiligung erleben mussten, über unsere Köpfe hinweg entscheiden!
Es bringt uns nichts, wenn Entscheidungen wieder über unsere Köpfe hinweg getroffen werden, ohne uns auch nur anzuhören.

Stattdessen brauchen wir eine Kultur des Miteinanderredens, des Aufeinanderzugehens und der Kooperation. Die Gesellschaft muss sich in der Politik widerspiegeln, der Landtag muss ein Spiegelbild der Gesellschaft sein.

Das ist harte Arbeit, das ist mir bewusst. Aber es ist Arbeit, die sich lohnt, wenn wir sie zusammen angehen. Jetzt gilt es, Bedingungen zu schaffen, unter denen auch und gerade Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen in die Politik gehen können.
Jetzt gilt es, gemeinsam Hürden nieder zu reißen, die uns behindern. Wir brauchen heute verbindliche Quoten! Quoten, damit Menschen in all ihrer Vielfalt in der Politik gesehen werden. Quoten, um den Alltagstrott der Politik mit einem Paukenschlag aufzubrechen!
Und nicht nur wir werden von den Quoten profitieren. So wie in der Schule, in der die Grenzen des “Andersseins” gar nicht erst aufgebaut werden, werden diese Grenzen, werden diese Mauern in den Köpfen auch in der Politik weggerissen. An ihre Stelle tritt ein gelebtes Miteinander, in der jeder Mensch so sein kann und darf, wie er ist.

Das ist die Welt, von der ich träume. Das ist die Welt, von der ich möchte, dass mein Kind in ihr aufwächst. Eine Welt ohne Schranken, Barrieren oder Vorurteile. Eine Welt, in der “Anders sein”, in der “Vielfältig sein” das neue Normal ist.

Maik Stöckinger – Demokratie in Bewegung

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