Alexandra Sahlender/ Beiträge, Texte

Ich habe einen behinderten Freund, der 22 Monate bei mir lebte und jetzt in einem Heim untergebracht wurde! Er hätte für den Rest seines Lebens in dieser WG bleiben können.

Er kam nach dem Tod seiner Eltern zu mir, weil niemand ihn wollte! Er kann nicht sprechen, er kann sich nur mit Lauten, Gestik und Mimik verständigen und galt zu diesem Zeitpunkt als sehr aggressiv, trotz ruhig stellender Medikamente!
Bei mir brauchte er diese Medikamente nicht. Sie wurden anfangs ausgeschlichen und er nahm am Leben teil! Freunde von mir waren begeistert wie er sich entwickelte., wie glücklich er war und dies auch auf seine Art zeigte.
Wie ist so etwas möglich? Er hatte keine Angst mehr, weil er gehört wurde und er sich verstanden fühlte. 
Wir wurden Freunde. Ich behandelte ihn nicht wie einen Behinderten, den ich betreuen musste, sondern als einen Freund, als einen Teil meiner Familie. Siehe da, nach 50 Jahren, kam ein ganz anderer Mensch zum Vorschein. Wäre dies ein Film, würde jeder sagen. „Wow super, das ist ja eine tolle Freundschaft!“
Im Leben sieht es leider anders aus. Es ist nicht gewollt!
Trotz UN Konventionen und Bundesteihabegesetz kann dieser Mensch, sein Recht auf ein “ Normales Leben “ nicht wahrnehmen .
Warum nicht?
– Weil er nicht sprechen kann und niemand versucht, seine Sprache zu verstehen!
 -Weil  er einen Betreuer hat, der alles für ihn entscheidet, ohne näher hin zu schauen.
Jeder ist anders und so lange sich dieses bevormundende Denken nicht ändert, ändert sich auch nichts!
Ich protestiere für Menschen, die nicht sprechen können, dass man auch ihnen eine Stimme gibt und versucht, sie zu „hören“ bzw. zu verstehen!
Ich protestiere für meinen behinderten Freund, dass wir endlich Gehör finden !
Ich kann – im Gegensatz zu ihm – sprechen, aber auch auf mich möchte im Moment niemand hören!
Er hat seit August 2019 Ausgangssperre, er darf mich und seine Freunde aus seinem vorherigen Leben nicht sehen! Wie ist dies möglich?!
Warum findet man hier kein Gehör! Wer würde einem nicht behinderten Menschen so etwas zumuten!
Mein Freund ist ein Mensch mit Herz, der gerne lernt und hilft. Wir haben uns mit und ohne Worte verstanden. Diese Art zu wohnen und zu wachsen war für ihn gut und ich setze mich dafür ein, dass er diese Lebensqualität wieder bekommt!
Er hat wie jeder andere Mensch das Recht auf ein „Normales Leben“.
Ein Recht auf Familie, Freunde, Liebe, einfach ein „NORMALES LEBEN „. Ein Recht , das jeder Mensch auf dieser Welt haben sollte.

Alexandra Sahlender

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7 Kommentare

  1. Super, Sandi. Weiter so. Auch wir alle müssen momentan wegen Corona mit einer uns auferlegten Ausgangssperre leben und können somit ein wenig nachfühlen, wie schlimm das für Stefan sein muss. Viel Erfolg!

  2. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Leute wir Kassenbons so auf den Arm nehmen.
    Und dann wieder diese Bürokratie Ohhh ich könnte 🤬ich bin am 😢

  3. Das ist unglaublich, das ist SCHLIMMER WIE GEFÄNGNIS denn selbst dort darfst du besuch haben .Corona hin oder her DAS GEHT GAR NICHT !!!!

  4. Wenn es wegen der Corona-Pandemie Kontaktbeschränkungen (übrigens nicht nur für Menschen in Einrichtungen) gibt, kann man das nachvollziehen. Wenn der Grund für den Umzug in die Einrichtung alleine der wäre, dass er in einer Einrichtung „besser aufgehoben“ wäre, dann wäre es nicht hinzunehmen.
    Soweit ich das Betreuungsrecht kenne, sollen die rechtlichen Betreuer nach dem Willen und im Sinn der Betreuten entscheiden. Ich habe früher selbst mit Menschen mit Lernschwierigkeiten gearbeitet, zuletzt im betreuten Wohnen. Dort habe ich sehr gute Erfahrungen mit rechtlichen Betreuern gemacht, die im Sinne der Betroffenen und nicht unbedingt nach dem Willen der Angehörigen entschieden haben. Aber auch Angehörige, die die rechtliche Betreuung innehatten, haben sich in Gesprächen nach dem Willen und im Sinne der Betreuten entschieden und sich für sie eingesetzt. Das hat die Zufriedenheit und die Lebensqualität erheblich gesteigert. So soll es sein und nicht anders.

    1. So soll es sein! In meinem Fall ist es aber nicht So! Ihm ging es gut bei mir und er veränderte sich sehr zum positiven, das nicht nur ich bestätigen kann! Siehe beide Links! Warum dann Heim?! Und warum Kontakt Verbot meinerseits von Anfang an? Ist das im Sinne des Betreuten ? Hab nicht gesagt das alles schlecht ist! Suche auf diesen Weg Hilfe für meinen behinderten Freund!

  5. Ich habe Frau Sahlender kennenlernen dürfen und mir einen Einblick verschaffen können wie sie mit behinderten Menschen umgeht. Frau Sahlender hat ihre Berufung zum Beruf gemacht. Man sieht regelrecht mit welcher Leidenschaft sie ihrer Arbeit nachgeht. Sie behandelt Behinderte als vollwertige Menschen, genau so wie es sein sollte. Ich bin total begeistert über die Art und Weise wie sie diese in ihr Leben mit einbezieht. Man merkt wie sich die Betreuten bei ihr aufgenommen, akzeptiert und wohl fühlen. Umso mehr ist es traurig, und eine Gesetzeslücke, dass eine Betreuerin, die kaum Interesse an diesen Menschen hat den Aufenthaltsort bestimmen darf, ohne dass auf dessen Wunsch Rücksicht genommen wird. Ich hoffe und wünsche Frau Sahlender die Kraft diesen Kampf bis zum Ende durchzustehen und ihren Freund bald wieder in ihrer Wohngemeinschaft aufnehmen zu dürfen. Viel Erfolg!!!

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