Dunja Fuhrmann/ Beiträge, Texte, Videos

Der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen ist für mich definitiv ein Tag – oder der Tag, an dem ich auf die Straße gehe, um meinem Protest freien Lauf zu verschaffen und meinen Protest wirklich auch darstelle auf der auf der Straße.

Er ist für mich kein Tag, an dem ich mich zurücklegen kann und feiern. Denn was soll ich feiern? Gleichgestellt ist der Mensch mit Behinderung noch lange nicht. Nach wie vor werden wir nur diskriminiert aufgrund unserer Behinderung. Wir werden daran gehindert und behindert, Dinge zu tun, die für andere ohne Behinderung selbstverständlich sind. Ich bin 1997 in den Rollstuhl gekommen.
Davor hatte ich ein unbeschwertes Leben und erst im Rollstuhl habe ich wirklich festgestellt, ich werde ganz anders behandelt. Auf einmal bin ich ein Mensch, auf den andere herab gucken, der sich ständig rechtfertigen und erklären muss für Dinge, die doch gerade auch in so einem reichen Land wie Deutschland selbstverständlich sein sollten. Denn wieso soll es mir nicht erlaubt sein, mir mein Brot selbstständig zu kaufen? Warum muss ich im Kino irgendwo sitzen, wo man mir einen Platz zuweist, fern von anderen, von dem restlichen Publikum? Und wenn überhaupt, falls der Brandschutz es zulässt, dass sich einer als „Begleitperson“ neben mich setzen darf. Das ist doch absurd! Das hat doch nichts mit Würde zu tun. Und ich finde, gerade der Begriff „der Würde“ sollte das ausdrücken, was auch Gleichstellung bedeutet. Denn sämtliche Gesetze, die wir haben, sollten nach 2009 nach der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention angepasst werden. Nämlich so, dass sie keine Diskriminierung aufgrund des Merkmals Behinderung darstellen. Doch da passiert nix.
Schaue ich mir beispielsweise das im Saarland an, da wurde vor 2 Jahren das Landesbehindertengleichstellungsgesetz überarbeitet. Man hat da einige Begrifflichkeiten aus der UN-BRK hinzugefügt, aber mehr als kosmetische Beschönigung war das jetzt auch nicht. Es ist nicht der große Wurf, denn gerade die weiterführenden Gesetze, die wirklich dafür sorgen sollen, dass sich in der Praxis was tut, wurden nicht angerührt oder groß verändert.
Die Landesbauordnung ist eigentlich gleichgeblieben und die Ausführungsgesetze, wie Versammlungsstättenverordnung null angerührt. Bedeutet also, dass nach wie vor jetzt ein Stadium gebaut wird, wo es dann die sogenannte „Krüppeltribüne“ gibt, aber mit weitaus weniger Menschen mit Behinderungen darauf, als eigentlich die Musterversammlungsstättenverordnung vorsieht und auch als es der DFL empiehlt. Und es ist nach wie vor so, dass man da dann nebeneinander sitzt, fern von den Nichtbehinderten. Da kommt man sich eigentlich nur geduldet, stat tatsächlich erwünscht vor. Und deswegen finde ich, dass so lange das noch so ist in Deutschland, dass die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen kein Straftatbestand darstellt, müssen wir raus auf die Straße.

Wir müssen am 5. Mai unsere Stimme erheben, natürlich auch sonst im ganzen Jahr, aber am 5. Mai auf jeden Fall raus auf die Straße!

Dunja Fuhrmann

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