Gestern waren wir in einem liebevoll eingerichteten Lokal. Durch eine Internetbekanntschaft wussten wir, dass man als Rollstuhlfahrer*in nicht über die Treppen vor dem Haus, sondern über einen unscheinbaren Hintereingang Zugang bekommt. Ohne den Geheimtipp hätten wir den Weg in die gemütliche Wirtschaft im Herzen Starnbergs gar nicht erst gefunden.
Sobald wir drin waren, empfing uns freundliches Personal. Die Deko geschmackvoll weihnachtlich. Das Licht angenehm und stimmungsvoll. Leise, unaufdringliche Hintergrundmusik. Kerzen auf dem Tisch. Die Speisekarte einladend und die Preise fair. Die Menge auf den Tellern großzügig. Essen und Getränke sehr gut…
(Auch für Vegetarier*innen eine ansprechende Auswahl auf der Karte.)
Ein Ort zum Wohlfühlen und Entspannen. Eigentlich.
Bis sich die Blase meldet…
Wir fragten nach der Behindertentoilette und erfuhren, dass wir Toilettengänge vorher anmelden sollen, da erst Kisten aus dem Weg geräumt werden müssen.
Wir meldeten einen an und bekamen das Okay vom Kellner, der uns bedient hatte und uns alsdann den Weg zur Behindertentoilette wies.
Durch enge, lange Gänge mussten wir an x Abstellflächen, Kisten und Gerümpel vorbei. Ein rollbares Transportgerät musste von uns aus dem Weg geschafft werden.
Mein Assistent ging vor und suchte nach der Toilette. Schließlich wurde er fündig. Noch um eine Ecke noch einen weiteren sehr engen Gang entlang…
Auf Rollstuhlfahrer-Augenhöhe jede Menge benutzte Putzlappen, die zum Trocknen aufgehängt waren. Der vollgestellte Gang nicht passierbar.
Mit dem Rollstuhl steckengeblieben. Kein Vor und kein Zurück.
Zum Glück nicht alleine gewesen. Assistent half.
Toilette voller Krempel, Lappen, Schuhen, Klamottenhaufen, …
Dem chaotischen Anblick nach dient sie dem Personal als Umkleideraum und Abstellkammer.
Eigentlich wollten wir für Silvester einen Tisch bestellen. Das haben wir dann sein lassen.
Auch Rollstuhlfahrer*innen müssen mal!
Leider werden Menschen mit Behinderungen von der Gastronomie noch immer nicht als Kundschaft wahrgenommen. Nichtbehinderten würde sie derartige Toilettengänge – bei denen man als Gast dicht an Kisten, Krempel und alten Putzlappen vorbeischrammen muss – nicht zumuten.
In die meisten Lokale kommen Rollstuhlfahrer*innen gar nicht erst rein, aber wenn man mal in eines reinkommt, wäre es sehr hilfreich, wenn Behindertentoiletten vorhanden und nutzbar wären.
Merke: Behindertentoiletten sind kein Stauraum und sollten so einfach aufzusuchen sein wie für alle anderen Gäste auch.
#Inklusion #Barrierefreiheit #Gastronomie #Behinderung